Dieses Semester halte ich eine Vorlesung für Studierende im dritten Semester (ich habe hier über den mathematischen Inhalt gebloggt). Zu dieser Vorlesung gibt es offiziell keinen Übungsbetrieb, aber ich gebe den Studierenden trotzdem hin und wieder (freiwillige) Übungsaufgaben auf, denn wie wir alle wissen lernt man Mathematik am besten wenn man sich selbst an ihr versucht.
Ebenso wichtig wie das (versuchen zu) lösen von Übungsaufgaben ist natürlich auch das Feedback, welches man durch eine Korrektur seiner eingereichten Lösung erhält. Da ich für diese Lehrveranstaltung keine studentischen Hilfskräfte zur Verfügung habe (denn es gibt ja keinen offiziellen Übungsbetrieb) und ich natürlich auch nicht selbst Dutzende von Lösungen korrigieren kann oder will, entschied ich mich dazu die Studierenden sich gegenseitig korrigieren zu lassen. Eingereichte Lösungen werden durch die Lernplattform automatisch unter allen Studierenden, die was abgegeben hatten, verteilt und die mussten dann die zugewiesene Abgabe korrigieren.
So ein System hatte ich schon vor anderthalb Jahren in meiner Vorlesung zur Differentialgeometrie 2 eingesetzt, und schon da hatte ich gute Erfahrungen damit gemacht. Auch diesmal war ich positiv überrascht über die Gründlichkeit mit der Korrigiert wurde.
Natürlich werfe ich die Studierenden nicht ins kalte Wasser hierbei. Ich bespreche die Lösungen in meiner Zoom-Vorlesung und gebe dabei auch Korrektur-Hinweise.
Das es so positiv verlief bisher liegt natürlich auch daran, dass die Übungsaufgaben sowie die Teilnahme an der gegenseitigen Korrektur freiwillig ist. Es sind also von vornherein eher die motivierteren Studierenden, die das überhaupt mitmachen. Aber für die funktioniert das System, soweit ich sehen kann, sehr gut. Das ganze kann man aber auch natürlich nur dann machen, wenn der Übungsbetrieb freiwillig ist, denn sonst würden sich die Studierenden wohl kaum trauen sich gegenseitig Fehler anzustreichen, wenn das Bestehen des Kurses (unter anderem) daran hängen würde.
Aber gerade bei Kursen mit freiwilligem Übungsbetrieb sehe ich viel Potential in solch einer gegenseitigen Korrektur. Vor anderthalb Jahren, wo das noch in Präsenz vonstatten gegangen ist, entstand dadurch auch sehr viel mathematisches Gespräch zwischen den Studierenden – etwas was man ja als Dozent sonst immer mehr oder weniger verzweifelt versucht zu erreichen in einer Übungsstunde.