Message from the EMS president

In the last EMS Magazine (2021/No. 121) Volker Mehrmann reflected in his editorial (link) on the bygone (virtual) European Congress 8ECM. At the end he asked to write to him our opinions about the matters that he addressed, which I did. I want to share here now my e-mail to him with you:

Lieber Volker,

ich will auf einen einzelnen Aspekt Deines Editorials im EMS Magazin antworten, nämlich die mangelnde Qualität der Vorträge, die du ansprichst.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich das voll und ganz bestätigen. Egal an welcher der Universitäten, wo ich bisher war (auch in den USA), und egal in welchem Format (Oberseminarvortrag oder Kolloquiumsvortrag) war ein Großteil der Vorträge meiner Meinung nach schlecht. Auch das ‘Huldigen’ von ‘großen’ MathematikerInnen durch Einladungen in Kolloquia mit darauffolgendem katastrophalem Vortrag ist eher die Regel als die Ausnahme gewesen. In diesem Fall kann ich Deine Aussage “If the invitation to give the talk is nothing more than a quality stamp, then maybe it should not be extended at all.” nur bestätigen.

Ich finde das ganze ist ein systematisches Problem, welches bei der Ausbildung beginnt. Man hat mir noch nie Feedback zu einem meiner Vorträge gegeben, nicht einmal im Studium. Und nach einem Vortrag, egal welcher Qualität, wird vom Publikum oft verlegen geklatscht und sowas wie ‘Thank you’ gemurmelt, ohne weiteren Kommentar zur Qualität des Vortrags. Aber wenn die Leute im Studium nie lernen einen guten Vortrag zu halten, werden sie es später auch nicht können. Und wenn man ihnen nach einem schlechten Vortrag dies so nie direkt ins Gesicht sagt, werden sie auch nie die Notwendigkeit entwickelt was an ihren Vorträgen zu ändern.

Dabei wäre die Lösung, meiner Meinung nach, einfach. Ich habe am Anfang meiner PostDoc-Zeit ein Lehrzertifikat absolviert (wie sie mittlerweile an fast allen deutschen Universitäten den MitarbeiterInnen angeboten werden) und habe so einige Dinge aus den entsprechenden Workshops mitnehmen können. Unter anderem wie man Studierende bei Seminaren begleitet und ihnen nach ihrem Vortrag konstruktiv Feedback gibt. Ich bin deswegen ein großer Verfechter davon, dass man als Voraussetzung für eine erfolgreiche Habilitation, bzw. eine erfolgreiche (Zwischen-)Evaluation als JuniorprofessorIn, vorschreibt so ein Zertifikat abzulegen, und ebenso auch bei Berufungen Wert darauf legt.

Weiterhin muss sich in den Köpfen der Dozenten und Dozentinnen festsetzen, dass man auch als ProfessorIn noch was in der Hochschuldidaktik dazulernen kann. Als ich die Workshops für das Zertifikat besuchte, wurde ich oft von Kollegen und Kolleginnen deswegen erstaunt angeschaut, bzw. sogar direkt gefragt was ich denn da soll, denn da lerne man ja eh nix brauchbares. Wohlgemerkt kamen diese Kommentare von den Leuten, die selbst nie einen einzigen solcher Workshops belegt hatten. Diese Einstellung muss sich ändern!

Es ist kein großer Zeitaufwand ein entsprechendes Zertifikat in der Hochschuldidaktik zu erlangen. Die meisten sind in der Größenordnung von 120 Arbeitseinheiten (zu je 45 Minuten). Da sich das ganze auf sechs Jahre strecken würde (Habilitations-, bzw. JuniorprofessorInnen-Zeit), wären das 10 AE (also nur ein einziger 8-Stunden-Tag) pro Semester. Vollkommen zumutbar meiner Meinung nach.

Herzliche Grüße
Alexander Engel

4 thoughts on “Message from the EMS president”

  1. Lieber Alexander,

    dass Du in Deinem Studium niemals Rückmeldung zu irgendeinem Vortrag erhalten hast, tut mir leid. Das sollte eigentlich nicht passieren. An den Universitäten, an denen ich bisher war, war die Regel, dass man detaillierte Rückmeldungen zu Vorträgen erhält — und was ich, seitdem ich selbst Dozent bin, auch genauso handhabe.

    Das Rufen nach Zertifikaten finde ich schrecklich. Warum soll man für alles und jedes ein Zertifikat erwerben? Wir Dozent/innen und Professor/innen der Mathematik sind dafür verantwortlich, dass wir unseren Studierenden das mitgeben, was sie brauchen. Die Qualität der von Dir geforderten verpflichteten Teilnahmen an hochschuldidaktischen Veranstaltungen ist ja im Übrigen auch nicht garantiert. Ich bin sogar sicher, dass ein/e Mathematiker/in, der/die sich dafür engagiert, Dir noch viel mehr erläutern kann, wie man mathematikspezifisch gute Rückmeldung an Studierende gibt, als das ein/e Hochschuldidaktiker/in je könnte.

    Zusammengefasst kann ich Deine prinzipielle Kritik an nichtexistierender Rückmeldung nachvollziehen (an Orten, an denen das so ist). Allerdings weise ich Deinen Ruf nach Zertifiziererei strikt zurück.

    1. Hallo Ralf,

      engagierte Lehrpersonen, die selbstverantwortlich gute Lehre machen, profitieren natürlich wenig von hochschuldidaktischen Veranstaltungen. Aber für all die anderen Dozent*Innen muss man sie verpflichtend machen, denn wie man sieht nimmt heutzutage praktisch kaum jemand das Angebot an hochschuldidaktischen Fortbildungen war. Und ich bin der Überzeugung, dass aktuell der Anteil an Dozent*Innen, die sehr viel von solchen Workshops profitieren würden, wesentlich größer ist als der, die schon selbstverantwortlich sehr gute Lehre machen.

      Im Lehramtsstudium ist die Fachdidaktik (und die Erziehungswissenschaften) ein essentieller und natürlich verpflichtender Teil der Lehrer*Innenausbildung – und ich denke mal, dass die allermeisten zustimmen, dass das gut und richtig so ist. Wieso das dann aber auf einmal für die Hochschuldidaktik und die Ausbildung von Hochschuldozent*Innen nicht mehr gelten soll, kann ich nicht verstehen.

      Liebe Grüße
      Alexander

      1. Lieber Alexander,

        gerne nehme ich Dein Angebot zu einem persönlichen Gespräch, das Du mir per Mail geschickt hast, an.

        Hier möchte ich als Quintessenz öffentlich dokumentieren, das es für mich einen Unterschied macht, ob wir über Lehramtsstudierende sprechen oder hochqualifiziertes wissenschaftliches Führungspersonal nach erfolgreicher Promotion. So wie unsere Kolleg/innen Fremdsprachen lernen, um Aufsätze lesen zu können, oder sich selbstständig fachlich fortbilden, erwarte ich auch, dass sie sich selbstständig fachdidaktisch fortbilden. In meinem Fall geschieht das nicht in Kursen, sondern in intensiven Diskussionen mit meinen Fachkolleg/innen. Das ist meiner Meinung nach unbezahlbar — und nicht zertifizierbar.

        Einem/r Dekan/in bleibt es ja im Übrigen freigestellt, den Dozent/innen am Fachbereich/an der Fakultät zu empfehlen, die eigenen hochschuldidaktischen Fertigkeiten auszubauen. Dasselbe gilt auch für eine/n Präsidenten/in in Berufungsverhandlungen.

        Einen Manager schickt man ja auch nicht in irgendwelche Standardkurse, sondern empfiehlt ein Individualcoaching, wenn Dinge schiefgehen. Denselben Maßstab würde ich auch an wissenschaftliches Führungspersonal anlegen wollen.

  2. Eine Ergänzung, da Ralf von ‘auf wissenschaftliches Führungspersonal zugeschnittenes Coaching’ geschrieben hat: Prof. Dr. Karl Friedrich Siburg, Leiter der “AG Topologie & Dynamische Systeme” an der TU Dortmund, kann man für speziell auf die Mathematik zugeschnittene hochschuldidaktische Workshops buchen. Ich selbst habe an der Uni Regensburg damals einen solchen ein-tägigen Workshop von ihm besucht und es war einer der besten Workshops in meinem Lehr-Zertifikat.

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